Standort auf Karte: Bözenegg (BEB Depot):  Verkehrskarte (Bahnen) von openstreetmap.org

Das Depot der Bözenegg-Eriwis Bahn im Wandel der Zeit

 

Originalbild anzeigen BEB

 

Im Rahmen eines Lokaltermins mit dem Vertreter der Ziegelei zzwancor erfolgte am 31.3.2007 die offizielle Schlüsselübergabe der zugewachsenen Gleisanlage und dem baulich angeschlagenen Depot als Mietobjekt. Dazu wurde ein auch rechtliche und Haftungsfragen beinhaltender detaillierter Mietvertrag aufgestellt. Vorgängig musste eine Haftpflichtversicherung vorliegen, was für eine Feldbahn gar nicht so einfach war da es dieses "Verkehrsmittel" nirgends mehr in einem Versicherungsreglement zum Nachschlagen gab. Trotzdem die Freude war gross ein industrielles Kleinod aus dem, seit dem Jahr 2000 befindlichen Dornröschenschlaf holen zu können und wenigstens etwas wieder mit Leben zu erfüllen und vielleicht einmal im Idealfall sogar für die Zukunft zu erhalten.
Da konnte man natürlich auch mal über all die Mängel am Gebäude mit einer durchgebrochenen Seitenwand und sonstigen Unzulänglichkeiten hinwegsehen. Auch die Tatsache, dass es der Ziegelei keinesfalls um eine museale Erhaltung ging, sondern nur um eine Zwischennutzung mit der Idee einer regelmässigen Aufsicht der stillgelegten Grube, hatte man da in der Freude einfach mal ausgeblendet. 
Vom zukünftigen Bözbergtunnel der die Situation auch um die Grube grundlegend ändern sollte war damals noch nicht die Rede und ein kleines noch vorhandenes abbaubares Tonvorkommen welches auch den Abbruch der Grubenbahn vorerst verhinderte, besass im Konzern den Status einer strategischen Reserve. 
Wie später erfahren wurde nur wenige Monate vor meiner Anfrage seitens Ziegelei versucht das (mehr oder weniger) leerstehende und luftige Depot dem benachbarten Restaurant für die da an einem Weiher lebenden Enten und Gänse zu vermieten. Ein leicht tropfendes Petroleumfass sorgte aber für einen penetranten Geruch im Gebäude was der als Tierfreundin bekannten damaligen Gastronomin natürlich ganz und gar nicht passte und Sie deshalb das Angebot entrüstet ablehnte. So wurde das auf dem zweiten Bild sichtbare leicht leckende Petroleumfass wohl unfreiwillig zum Geburtshelfer der Bözenegg-Eriwis Bahn.
Auch wenn die Verantwortlichen der Ziegelei meine stetigen Reparaturen und bahntechnischen Ergänzungen am Depot mit einer gewissen Distanziertheit beobachteten, liessen sie mich immerhin gewähren, mal von der ein oder anderen spitzen Bemerkung abgesehen. So wurde doch aus dem baufälligen Schopf zumindest rein äusserlich ein kleines ansprechendes Bahndepot mit Aussenbeleuchtung, Bahnhofstafel, Fahrplanaushang, Bahnhofsglocke und einer Wartebank mit ein paar Blümchen. 
Nach den unbeschwerten Anfangsjahren, spätestens nach dem Bekanntwerden der Studien für einen neuen SBB-Bözbergtunnel, wich die Ruhe einer immer belastender Ungewissheit bezüglich der Zukunft und dem Überleben der BEB. Auch das Depot bereitete trotz aller kosmetischen Verbesserungen immer mehr Sorgen. Ab 2013 in der Zeit höchster Anspannung wurden auch bereits Möglichkeiten für ein denkbares Asyl des BEB-Zuges gesucht und gefunden. Glücklicherweise wurde dann aber ein wohl bereits vorbereiteter Kündigungsbrief nie versendet und der 1935 begonnenen Industriegeschichte in der Bözenegg konnten weitere Kapitel zugefügt werden. 
In diesem ersten Teil wird die Zeitepoche unter zzwancor (Wienerberger Ziegeleien) bis zu deren Verkauf im Jahre 2015 gezeigt.

 

 


 

 

Originalbild anzeigen BEB / 31.3.2007


Das Depot bei der mietweisen Übernahme von der Ziegelei zzwancor. (ehemals Zürcher Ziegeleien, 2000 übernommen von der Wienerberger Gruppe). Die Seitenwand links war bei einem Abbruch eines benachbarten Stalls eingedrückt worden und erlaubte schon seit Jahren Wind und Wetter direkten Zugang ins Gebäudeinnere. Diesen Zugang in die Isolation entdeckten leider auch bereits Ameisen und sonstige Insekten die sich manchenorts an der Holzkonstruktion zu schaffen machten. Im Hintergrund noch letzte Stoffresten einer ehemaligen Schweizerfahne. Die Bahn war zu diesem Zeitpunkt 6Jahre ausser Betrieb und die da beheimatete Lokomotive (noch mietweise) bei der SchBB im Einsatz.

 

 

Originalbild anzeigen BEB / 31.3.2007


Ein wildes Durcheinander von Gerümpel und noch brauchbaren Werkzeugen bei der Übernahme. Das Pflugschild gehörte ebenfalls zur da beheimateten Lok DS90 und wurde etwas später noch von den Kollegen der SchBB abgeholt. Hinter dem Pflug das für die Entstehung der BEB wichtige, leicht tropfende Petroleumfass (siehe Eingangstext).

 

 

Originalbild anzeigen BEB / 31.3.2007


Gleichentags am Abend, nach der Übergabe des Mietvertrages, war das Depot bereits wieder etwas aufgeräumt. Die ersten Stunden in der Obhut der Bözenegg-Eriwis Bahn. Unter dem hinteren Podest befand sich der etwas tiefer liegende Diesel-Tankraum mit drei einwandigen alten (leeren) 1000 Liter Dieseltanks. Dazu war auch im Depot die Zapfsäule rechts installiert.

 

 

Originalbild anzeigen BEB / 6.5.2007


Ein paar Tage später kamen die ersten BEB Schienenfahrzeuge in Form des Kran- und Güterwagens in die Bözenegg welche im Handverschub wertvolle Dienste bei der Räumung des völlig überwucherten Gleises leisteten. Auch wurden bereits die ersten Schwellen ersetzt, um den bald anstehenden Betrieb mit der Lokomotive zu ermöglichen. 

 

 

Originalbild anzeigen BEB / 18.6.2007


Die beiden Wagen haben nun auch die passende Lok DS30 in der Bözenegg bekommen. Nachdem auch das Depotumfeld schon etwas aufgeräumt wurde, konnte bereits die bis heute da befindliche Wartebank aufgestellt werden. Für den Personentransport stand damals aber nur der Güterwagen L20 zur Verfügung welcher auch mit zwei Sitzbrettern ausgerüstet werden kann.

 

 

Originalbild anzeigen BEB / 17.7.2007


Das Depot hat nun auch bereits eine "BEB Bahnhofstafel" erhalten und zeigte etwas die zukünftige Richtung von etwas mehr als Testfahrten auf. Dies wurde von der Ziegelei übrigens mit einem gewissen Murren quittiert da sie die Option des problemlosen Abbruchs der Bahnanlage stets offen halten wollten. So durfte das Wort Museum niemals als Option geäussert werden. Auf dem Bild der gesamte BEB Fahrzeugpark zu dieser Zeit. 

 

 

Originalbild anzeigen BEB / 10.8.2007


Die Drainagen des tiefer liegenden Tankraums funktionierten nicht mehr richtig und so lief gelegentlich der Tankraum voll Wasser. Ein Arbeitskollege von der Feuerwehr hat die Brühe neutralisiert und das Wasser abgepumpt. Die Tanks selbst waren leer und bei der Stilllegung gereinigt worden. Im Rahmen meiner Möglichkeiten wurde danach hinter der Seitentüre eine Schutzschwelle eingemauert. Ein korrekter Wasserabfluss ist in dem tonhaltigen Gebiet überall sehr wichtig da der Boden bei Starkregen kaum Wasser aufnimmt und es schnell zu sehr grossen Wassermengen an der Oberfläche kommt.

 

 

Originalbild anzeigen BEB / 26.8.2007


Noch ist die Bözenegg mit dem Feldbahndepot und dem alten SBB Bahnhof eine ruhige und beschauliche Gegend. In ein paar Jahren wird sich durch die nahe Tunnelbaustelle einiges ändern - zum Glück aber immer noch mit der Feldbahn. 

 

 

Originalbild anzeigen BEB / 17.9.2007


Wie es sich für einen kleinen Landbahnhof gehört gab es ans Depot noch eine einfache Lampe vom Flohmarkt und auf der Basis zweier Küchenuhren eine "Bahnhofsuhr". Besonders letztere bewährte sich aber im Freilufteinsatz überhaupt nicht, auch wenn ihr Gehäuse aus einem rostfreien Blech gefertigt wurde. Trotzdem aber doch schon etwas Kleinbahnromantik.

 

 

Originalbild anzeigen BEB / 9.8.2008


Zuwachs im Wagenpark, die neu gebaute, gebremste Kipplore S21, das klassische Fahrzeug für Feldbahnen. Das Depot besitzt nun bereits eine Schiebebühne um zwei Wagen auf das parallele Hilfsgleis zu transferieren. Das seitliche Loch in der Depotwand (rechts hinten) wurde innen mit Klebeband und Isoliermaterial notdürftig gestopft und aussen mit einer grossen Blechtafel abgedeckt. 

 

 



 
Originalbild anzeigen BEB / 30.12.2008


Die von der Sonne und dem Wetter ausgelaugten und schon durchlässigen Türbretter wurden mit verzinkten Blechtafeln abgedeckt. Wie es sich für ein Bahndepot gehört sind die beiden Türflügel mit einem Gleissperrsignal markiert. 

 

 

Originalbild anzeigen BEB / 26.7.2009


Kleinere Accessoires kamen noch dazu, ein Fahrplan und auch der Fahnenmast hatte wieder eine Schweizerfahne zu tragen. Die schattenspendende Esche im Vordergrund musste leider wegen einer die Stabilität gefährdenden Erkrankung der Baumwurzeln gefällt werden. 

 

 

Originalbild anzeigen BEB / 26.6.2010


Eine grosse Schiebebühne kündet einen weiteren und letzten Wagen im Depot an. Der Russfleck an der Decke stammt von der früher hier beheimateten 6-Zylinder 90PS Diesellok, welche ihren Auspuff nach oben gerichtet hatte und natürlich auch im Depot gestartet wurde. Gut eingestellte, feinstaubfreie Dieselmotoren der 60er Jahre, russen jeweils kurz beim Start. 

 

 

Originalbild anzeigen BEB / 26.8.2010


Mit dem Zugang des Personenwagens C10 ist die maximale Packungsdichte im Depot nun erreicht.   

 

 

Originalbild anzeigen BEB / 9.10.2010


Der ganze Wagenpark wird vor dem Depot zu einem Zug der Gattung GmP zusammengestellt.
(GmP:  Güterzug mit Personenbeförderung, früher auf Nebenbahnen für Reisende mit viel Zeit häufig anzutreffen, heute verschwundene Zuggattung).  

 

 

Originalbild anzeigen BEB / 1.12.2010


In der Adventszeit bekommt auch das Depot immer eine kleine, weihnachtliche Beleuchtung in den Abendstunden. Kommt noch etwas Schnee dazu, wird es richtig romantisch.

 

 

Originalbild anzeigen BEB / 7.5.2011


Da wo heute Endstation führte 2011 das Gleis noch über einen Bahnübergang zur ehemaligen Verladeanlage auf die SBB Züge.  

 

 

Originalbild anzeigen BEB / 26.6.2011


Von der Feldbahn Renchen bei Karlsruhe konnte eine Auflegedrehscheibe (feldbahntypisch auch "Frosch" genannt) für den Einsatz vor dem Depot übernommen werden. Damit können Kipploren und Wagen mit vergleichbar kurzen Achsabständen gedreht oder auf zum Hauptgleis stumpf endenden Nebengleise ohne Weiche verschoben werden. Letztere Möglichkeit wird für die später auf einem Gleisstummel vor dem Depot abgestellte Kipplore S22 genutzt. Solche Auflegedrehscheiben gab es früher auch in der Grube Eriwis als noch mit klassischen Kipploren Ton abgebaut wurde.

 

 

Originalbild anzeigen BEB / 12.10.2011


Der Schlag auf das Gebäude vor der Übernahme verursachte nicht nur das Loch in der Wand und den Bruch eines tragenden Holzpfostens, sondern drückte auch die ganze Gebäudehülle aus dem Lot. Für die Ziegelei war das Gebäude bereits abgeschrieben und selbst nur Mieter, war im Rahmen der Möglichkeiten mit ungewisser Zukunft noch eine kleine Innensanierung mit einfachstem Täfer zu realisieren. Mit der hellen Decke doch schon ein angenehmerer Ort aber natürlich kein Zustand auf Dauer sollte die Bahn tatsächlich überleben können.   

 

 



 
Originalbild anzeigen BEB / 26.12.2011


Am Motor waren spröde Dichtungen auszutauschen. So musste noch die Möglichkeit geschaffen werden die Motorhaube mit dem da befestigten Dieseltank und der Sandstreuvorrichtung abzuheben. Dafür bekam das Depot einen einfachen Portalkran mit einem alten Seilzug der Armee. Die angehobene Motorhaube kann danach auf dem darunter geschobenen Güterwagen abgesenkt und zwischengelagert werden. Da der Seilzug nicht unter Last, sondern nur nach der Arbeit zur Seite geschoben werden muss, genügten an der Laufkatze statt Räder einfache Hülsen über den tragenden Querbolzen.  

 

 

Originalbild anzeigen BEB / 21.10.2012


Eine Firma für Sondierbohrungen nahm kurzfristig den Depotvorplatz in Beschlag. Dies war das erste Anzeichen der kommenden grossen Veränderungen in unmittelbarer Nachbarschaft des BEB Depots. Der folgenden Grossbaustelle für einen neuen SBB Bözbergtunnel (4m-Korridor) musste dann auch die ehemalige Feldbahn-Verladeanlage weichen.
Es brachen aber auch die Jahre der grossen Unsicherheit bezüglich der Zukunft der BEB an. In den kommenden 3 Jahren hing das Damoklesschwert über sein oder nicht sein an einem wirklich sehr dünnen Faden. Dass die Geschichte der BEB nicht hier endet, grenzt noch rückblickend betrachtet an ein einziges Wunder. Nur Dank viel Zufall und Glück gibt es heut zu dem Bericht noch die Fortsetzungen im Teil 2 und 3. 

 

 

Originalbild anzeigen BEB / 8.12.2012


Nochmals etwas Schnee verzaubert das Depot in eine weihnächtliche Stimmung. Das Andreaskreuz vom Bahnübergang zur Verladeanlage wird aber nicht mehr allzu lange vor einem der wenigen, nur noch ausnahmsweise verkehrenden Züge warnen können. 

 

 

Originalbild anzeigen BEB / 18.5.2013


Als Geschenk der Schinznacher Baumschulbahn bekam das Depot noch eine klassische Bahnhofsglocke. Die Glocke wird von einem Gewicht betätigt, welches periodisch aufgezogen werden muss (ähnlich einer Standuhr). Die Auslösung geschieht vom Zug aus per Funk. Von Blaumeisen wird auch jedes Jahr das Vogelhäuschen am Depot immer gut nachgefragt. So haben schon einige Jungvögel die Eisenbahn und deren Geräusche seit Geburt kennengelernt. 

 

 

Originalbild anzeigen BEB / 30.11.2013


Was bringt da wohl der Samichlaus aus dem Depot in den bahneigenen BEB Säcken?  Ab und zu etwas Spass muss sein, dazu hat es doch dieses Bild am 6.12. themenbezogen sogar in die Aargauer Zeitung geschafft. 

 

 



 
Originalbild anzeigen BEB / 23.6.2014


Kein Abschied von der Bözenegg, sondern nur einen 2-wöchigen Ausflug (zusammen mit den Güterwagen) zum von der Schinznacher Baumschulbahn in dem Jahr organisierten Feldbahnwochenende. So hatte auch die Lok die Gelegenheit ihrem Depot einmal aufs Dach zu schauen. Ziemlich genau ein Jahr später wird die Zeit der Ungewissheit über die Zukunft der BEB vorbei sein und am Depot werden die Arbeiten zu den dringend nötigen Sanierungsarbeiten gerade starten. (siehe Bericht Teil 2 und 3)

 

 


 

 

weiter zu Teil 2:  Das BEB Depot Teil 2 - Sanierung und Teilabbruch 2015

 

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