Standort auf Karte: Kölliken (ex. Ziegelei):  Verkehrskarte (Bahnen) von openstreetmap.org

In Kölliken wurden seit 1823 von der Ziegelfabrik Kölliken Tonwaren hergestellt. Der dazu notwendige Lehm wurde anfänglich von einer unmittelbar bei der Fabrik gelegenen Lehmgrube abgebaut. Im Jahre 1928, etwa zeitgleich mit der Übernahme der Ziegelei Kölliken durch die 1857 gegründeten Keller Ziegeleien wurde die etwas weiter entfernte Grube "Teuftal" aufgeschlossen. Die Keller Ziegeleien betrieben neben Kölliken u. a. noch weitere Werke in Frick, Dättnau, Pfungen, Schlatt (Paradies) und sind noch heute eine produktiv tätige Ziegelei. In Kölliken wurde in späteren Jahren die Qualität des Rohmaterials für die Herstellung von Ziegeln und Backsteinen zu gering, sodass man vor allem noch einfache Tonwaren wie Drainage-Röhren produzierte.
Die Keller Ziegeleien stellten den Grubenbetrieb 1976 ein, blieben aber bis zum Verkauf an die Sondermülldeponie Kölliken (SMDK, Haupteigentümer Kt. AG und ZH) im Jahre 1982 Besitzer des gesamten Areals. Ab 1978 wurde damit begonnen, die seit den 20er Jahren genutzte und 1976 stillgelegte Lehmgrube "Teuftal" offiziell mit Sondermüll aufzufüllen. Diese nur 7Jahre bis zur Schliessung im Jahre 1985 dauernde Epoche war durch Dilettantismus, Inkompetenz und bewusstes Wegschauen seitens Behörden und Politik geprägt und führte zur in der Schweiz grössten bis in die heutige Zeit andauernden Altlastsanierung. Die Betrachtung hier beschränkt sich jedoch nur auf die Zeit als harmloser Ziegeleibetrieb. Die Vorgänge danach möge der interessierte Leser in separaten Publikationen andernorts nachlesen.
Schon bei der Ziegelfabrik Kölliken wurden für den Transport des Lehms aus der nahen Grube Feldbahnen eingesetzt. Die auf den kurzen Strecken wohl nur im Handverschub eingesetzten Kipploren wurden über ein Gleis mit Windenaufzug in die höher gelegene Etage zur Entladung in den Kollergang (Mahlwerk) gezogen. Ein damals bei Ziegeleien weit verbreitetes Betriebslayout. 
Mit dem Aufschluss der ca. 500m entfernten Grube "Teuftal" wurde für den Lehmtransport auch eine Lokomotive von Orenstein&Koppel über die Schweizer O&K Vertretung MBA (Maschinen und Bahnbedarf Aktiengesellschaft Dübendorf/Zürich) beschafft. Wohl aus der Zeit von Kipploren im Handverschub wurde die Feldbahn in Kölliken in der "schmalen" Feldbahnspurweite von 50cm gebaut. In der Schweiz verbreiteter war jedoch die auch leistungsfähigere Spurweite von 60cm. 
Für Keller Ziegeleien durchaus typisch war jedoch der Einsatz von doppelgleisigen Seilzugstrecken auf eher beständig bleibenden Zufuhrstrecken zur Ziegelei. Dabei wurden die Kipploren einzeln an ein stetig umlaufendes Seil geklemmt. Das Prinzip mit einem zwischen den Schienen auf Rollen laufenden Seil war vergleichbar zu den berühmten "Cable Cars" in San Francisco, mit dem Unterschied, dass die Wagen nicht durch einen Wagenführer "Gripman" sondern mit einem einfachen Wurfhebel an das Seil geklemmt wurden. So besassen alle für diesen Seilbetrieb tauglichen Kipploren eine eigene Klemmvorrichtung mit einem Wurfhebel. 
Der Betrieb mit Lokomotiven beschränkte sich so auf die eingleisigen, leicht zu verlegenden und veränderbaren Feldbahnstrecken im Grubenbereich. In der grubenseitigen Endstation der Seilzugstrecke wurden die mit Lokomotiven in Zügen herangefahren Kipploren einzeln ans Seil geklemmt, wo sie dann ihre Fahrt selbstständig zur Ziegelei fortsetzten konnten. 
Mit dem für die damalige Zeit modernen rein mechanischen System konnten Lok-Maschinisten für die Fahrten zur Ziegelei eingespart werden. Das System bewährte sich jedenfalls trotz der aufwändigen Gleisanlage mit Seilrollen so gut, dass mit dem erweiterten Abbaugebiet die doppelgleisige Seilzugstrecke zweimal verlängert wurde und die ehemalige Endstation zur durchfahrenen Zwischenstation wurde. Die zweite Verlängerung weit in den Grubenbereich hinein erfolgte noch ungefähr Ende der 60er Jahren mit einer sehr aufwändigen Gleisführung auf Stelzen. Dabei wurde sogar die einst für Lokbetrieb ausgelegte Feldbahnstrecke im unteren Teil der Grube als Brückenbauwerk überquert. So konnten die Kipploren bereits mitten im Grubenareal ans Seil geklemmt werden. Möglicherweise blieb die alte Feldbahnstrecke zur einstigen Endstation der von da ebenerdig verlaufenden Seilzugstrecke für die Überfuhr der Lokomotiven zur Ziegelei noch betriebsbereit. 

An Lokomotiven ist eine Diesellok eines bei den Keller Ziegeleien häufiger anzutreffenden Lokomotivtypen RL1a von Orenstein&Koppel dokumentiert. Die O&K Diesellok Fabr.Nr. 4003 (Spurweite 50cm) wurde 1930 gebaut und gelangte via MBA (Maschinen und Bahnbedarf Aktiengesellschaft Dübendorf), die Schweizer O&K Vertretung zu den Keller Ziegeleien. Sie dürfte zeitlebens bei der 1928 von den Keller Ziegeleien übernommenen Ziegelfabrik Kölliken in Dienst gestanden haben. So wurde die Lokomotive nach der Einstellung der Produktion in Kölliken im Jahre 1976 bei den Keller Ziegeleien in Frick als Denkmal aufgestellt. 1995 endete ihr Dasein als Denkmal und ein zweites aktives Leben begann auf der im Umfeld vom ehemaligen Bergwerk in Herznach in 50cm Spurweite wiederaufgebauten Feldbahn. Mit der um 2010 erfolgten Umspurung der Feldbahnanlage in Herznach auf 60cm wechselte auch die Lok 4003 ihre Spurweite und gehört da bis heute zu den betriebsbereiten Lokomotiven.

Eine weitere Lokomotive beschafften die Keller Ziegelei in Kölliken im Jahre 1948 für ihre 50cm spurige Feldbahn. Dies war eine frühe Akkulok vom heute weltweit bekannten Schienenfahrzeughersteller Stadler (Fabr.Nr. 25). Nach der Betriebsschliessung in Kölliken 1976 wurde die Lok 1977 überraschenderweise von Stadler in Bussnang zurückgekauft. Zusammen mit einer weiteren zurückgekauften Feldbahn-Akkulok (Stadler Fabr.Nr. 26) welche ebenfalls zu den Keller Ziegeleien für das Werk in Frick geliefert wurde, entstand 1981 aus den beiden Feldbahnlokomotiven eine normalspurige Akku-Verschublokomotive (Stadler Fabr.Nr. 155). Die kleine, etwas kuriose Werklokomotive bekam bei Stadler den Namen "Barry". Rein äusserlich sind aber ausser beim sehr schmalen Vorbau kaum mehr Teile der einstigen Feldbahnlokomotiven zu erkennen. 

Um 2013 wurde das gesamte Ziegelei-Hauptgebäude mit dem Brennofen, welches 1982 auch in den Besitz der Sondermülldeponie (SMDK) übergegangen war, ausgeräumt und verwertbares Eisen einem Schrotthändler bei Aarau zur Entsorgung übergeben. Ohne sich um den historischen Wert zu interessieren, gelangte so auch eine noch im Gebäude eingelagerte Kipplore mit der vollständig erhaltenen besonderen Klemmvorrichtung für Seilbetrieb auf den Schrotthaufen. Durch einen Zufall konnte ich die Kipplore mit einer Spurweite von 50cm vor dem Abtransport zum Hochofen von da erwerben und erstmal in Gränichen einlagern. Ein Einsatz bei der 60cm spurigen Bözenegg-Eriwis Bahn schied leider aus. Auch eine Aufstellung in der Grube Eriwis, welche einst einen seilbetriebenen Bremsberg besass, wäre unsinnig gewesen, da technisch die beiden Seilanlagen absolut nichts gemeinsam hatten. So offerierte ich 2017 die Kipplore der Gemeinde Kölliken als Erinnerungsstück für ein Dorfmuseum, hatte die Ziegelei doch eine grössere Bedeutung in der Dorfgeschichte, mit oder ohne den Geschehnissen nach 1978 als das Drama der Sondermülldeponie ihren Lauf nahm. Leider wurde das bebilderte Schreiben mit einem freundlichen Angebot meinerseits nicht einmal beantwortet. So konnte ich die besondere Kipplore 2018 einem Lokomotivführer aus dem Kanton Aargau übergeben, welcher neben anderen Bahnutensilien damit vor seinem Wohnhaus ein hübsches Denkmal einrichtete.
Wenn auch an verschiedenen Orten haben so die einzige, mittlerweile auf 60cm umgespurte Diesellok und eine 50cm spurige Kipplore aus Kölliken im Originalzustand bis zum heutigen Tage überlebt.

 

 

Originalbild anzeigen Foto: Walter Mittelholzer *) / Public Domain Mark / 8.5.1925


Kölliken-Oberdorf, Ziegelfabrik Kölliken, Hauptstrasse
Dank dem Schweizer Flugpionier Walter Mittelholzer ist eine in ihrer Schärfe für die damalige Zeit aussergewöhnliche Luftaufnahme des schon damals markanten Ziegeleigebäudes entstanden. Noch ist am grossen Ofenhaus "Ziegelfabrik Kölliken" angeschrieben. 3 Jahre nach der Aufnahme werden die Keller Ziegeleien den Betrieb übernehmen. Links ist noch die erste mit Feldbahnen verbundene Lehmgrube zu sehen. Der daraus gewonnene qualitativ gute Lehm erlaubte auch noch die Herstellung von Backsteinen und Dachziegeln.
 

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ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv/Stiftung Luftbild Schweiz / Fotograf: Mittelholzer, Walter /
Ausschnitt aus Foto LBS_MH03-0484 / Public Domain Mark
(Externer Link: ETH Bildarchiv Foto LBS_MH03-0484) / (Externer Link: PublicDomainMark)

 

 

Originalbild anzeigen Foto: Walter Mittelholzer *) / Public Domain Mark / 8.5.1925


Kölliken-Oberdorf, Ziegelfabrik Kölliken, Hauptstrasse
Beim Vorbeiflug konnte noch eine weitere Aufnahme auf Glasplattennegativ erstellt werden, welche die Ziegelei von der damaligen Grubenseite zeigt. Wie üblich ist ein Windenaufzug für die Kipploren in ein oberes Stockwerk des am Ofenhaus angebauten Gebäudes zu erkennen. Da wurde als erster Fertigungsschritt der abgebaute Lehm von den Kipploren in eine Mühle (Kollergang) zur weiteren Aufbereitung entleert. Die Kipploren in der nahen Grube mit leichtem Gefälle zur Ziegelei wurden noch manuell verschoben. Das über eine Hilfsbrücke ebenerdig nach links am oberen Grubenrand verlegte Gleis dürfte für den Abtransport von Ziegelbruch, Schlacke u. ä. benutzt worden sein.
 

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ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv/Stiftung Luftbild Schweiz / Fotograf: Mittelholzer, Walter /
Ausschnitt aus Foto LBS_MH03-0485 / Public Domain Mark
(Externer Link: ETH Bildarchiv Foto LBS_MH03-0485) / (Externer Link: PublicDomainMark)

 

 

Originalbild anzeigen Foto: Comet Photo AG *) / CC BY-SA 4.0 / 28.4.1964


Kölliken-Oberdorf, Ziegelei Keller / Lehmgrube "Teuftal"
Etwa mit der Übernahme durch die Keller Ziegeleien im Jahre 1928 war auch die nahe erste Lehmgrube erschöpft. So wurde die ungefähr 500m entfernte Grube "Teuftal" aufgeschlossen, welche bis 1976, der Schliessung des produktiven Ziegeleibetriebs in Betrieb blieb. Der nun grössere Abstand des Abbaubetriebs zur Ziegelei verlangte aber nach einem mechanisierten Transportsystem. Absolut zeitgemäss und typisch für die Keller Ziegeleien waren Seilzugsysteme auf den eher beständigen Stammstrecken in Kombination mit traditionellem Betrieb mit Lokomotiven auf den häufig veränderbaren Feldbahnstrecken im Grubenbereich. 
Das in Kölliken verwendete 2-gleisige Seilzugsystem gehörte zu dem eher aufwändigen System mit am Boden, zwischen den Schienen auf Rollen geführten Seil, an welches sich die Kipploren mit einer über einen Wurfhebel betätigten Zange festklemmen konnten. So war dieses System technisch eine vereinfachte, aber vergleichbare Ausführung wie bei den weltbekannten "Cable Cars" in San Francisco. Auf dem Bild ist sowohl die ursprüngliche Seilzugstrecke als auch eine erste Verlängerung Richtung Grube zu sehen. Die einstige Endstation wurde danach noch durchfahren. Im Grubenbereich lässt sich das eingleisige Feldbahngleis zum Abbaugebiet mit einem lokgeführten Kipplorenzug erkennen.

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ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Fotograf: Comet Photo AG (Zürich) /
Ausschnitt mit Ergänzungen aus Bild Com_F64-01850-A / CC BY-SA 4.0
(Externer Link: ETH Bildarchiv Foto Com_F64-01850-A) / (Externer Link: CC BY-SA 4.0)  

 

 

Originalbild anzeigen Foto: Swissair Photo AG *) / CC BY-SA 4.0 / 2.7.1971


Kölliken-Oberdorf, Lehmgrube "Teuftal" / Ziegelei 
Das Abbaugebiet der Grube Teuftal wanderte westwärts und erhöhte so die Transportwege zur Ziegelei stetig. Bemerkenswert war aber die noch sehr aufwändig auf Stützen verlängerte Seilzugstrecke Ende der 60er Jahre, eine Zeit wo anderswo dem Zeitgeist entsprechend schon längst Feldbahnen durch Förderbänder oder Raupenfahrzeuge ersetzt wurden. Letztlich war dies aber bei nüchterner Betrachtung auch ein Beweis für die Zuverlässigkeit und Effizienz des bestehenden Transportsystems. So war es wohl vielleicht nicht Zufall, dass vor allem familiengeführte Unternehmen wie Keller noch lange am Betrieb mit Feldbahnen festhielten und nicht einfach jede Neuerung kritiklos übernahmen. So ist heute bekanntlich die letzte in der Schweiz bestehende Ziegelei mit einem kommerziell eingesetzten, modernen Feldbahnbetrieb auch ein äusserst erfolgreiches Familienunternehmen.
 (Ziegelei Schumacher, Körbligen)

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ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Fotograf: Swissair Photo AG (Zürich) /
Ausschnitt mit Ergänzungen aus Bild LBS_L1-715824 / CC BY-SA 4.0
(Externer Link: ETH Bildarchiv Foto LBS_L1-715824) / (Externer Link: CC BY-SA 4.0)

 

 

Originalbild anzeigen Foto: Heinz Bircher / 6.1961


Kölliken-Oberdorf, Ziegelei, Seilzugstrecke zur Lehmgrube "Teuftal"
Der untere, ursprüngliche Teil der Seilzugstrecke mit den Ziegeleigebäuden im Hintergrund. Aufnahmeort etwas unterhalb der einstigen Endstation, welche nach den Verlängerungen durchfahren wurde. Seilzugstrecken wurden wie hier sichtbar auch im weitgehend horizontalen Gebiet eingesetzt, um die Kipploren führungslos zur Ziegelei zu bringen. Eine frühe Automatisierung aus der Zeit des mechanisierten Maschinenbaus. Das System war im Gegensatz zu Lorenseilbahnen so flexibel, dass die Kipploren völlig zufällig am umlaufenden Seil befestigt werden konnten. So sind im Gegensatz zu den in grossem Abstand links zur Ziegelei fahrenden Kipploren auf dem rechten Gleis gerade 2 Kipploren in kurzem Abstand zueinander auszumachen. Das Seilzugsystem mit über Rollen geführten, umlaufenden Zugseil zwischen den Schienen ist technisch verwandt mit dem Prinzip der "Cable cars" in San Francisco. Die Kipploren für dieses System mussten mit einer Klemmzange fürs Seil ausgerüstet sein, welche mit dem gut sichtbaren Wurfhebel mit Gewichtsklotz rein mechanisch betätigt wurde. Die Klemmzangen an den Kipploren waren aber über der Schienenoberkante, damit die Kipploren in der Grube auch mit Lokomotiven über Weichen fahren konnten. Das Seil wurde dadurch unter den festgeklemmten Kipploren leicht angehoben. 

 

 

Originalbild anzeigen BEB / 28.11.2022


Kölliken-Oberdorf, Ghürstrasse/Hofstrasse
Im direkten Vergleich ein Bild vom (fast) selben Standort wie beim vorherigen Bild. Im Hintergrund das markante Hauptgebäude (Ofenhaus) der Ziegelei. Links davor die ehemalige, mit Containern und Anhängern verstellte Werkstatt mit dem schlanken hohen Kamin und dem kleineren seitlichen Anbau mit der hölzernen Türe. Unmittelbar rechts von diesem Anbau führte die einstige Seilzugstrecke vorbei. Ein vor dem Ofenhaus bestehender Gebäudekomplex, welcher auch von der Seilzugstrecke durchquert wurde, musste für ein temporäres Gebäude (Labor) anlässlich der Sanierung der Sondermülldeponie bereits weichen. Das stattliche Wohnhaus rechts gab es schon auf der Luftaufnahme von 1925 und war wahrscheinlich mal Wohnort des Ziegeleibesitzers (und Gemeinderatsmitglied) Rudolf Hilfiker welcher 1823 die Ziegelfabrik Kölliken gründete.

 

 

Originalbild anzeigen BEB / 28.11.2022


Kölliken-Oberdorf, ehemalige Ziegelei, Hofstrasse/Hauptstrasse 
Am heute noch erhaltenen markanten Gebäude aus der Frühzeit der Industrialisierung der ehemaligen Ziegelfabrik Kölliken sind am angebauten Nebengebäude links noch die zugemauerten Eingänge im 2ten Stock für die 2-gleisige Seilzugstrecke zu sehen. Die Gebäude wurden um 2013 vollständig ausgeräumt um die Räumlichkeiten als Lagerhallen vermieten zu können. Der Brennofen selbst wurde schon wenige Jahre nach Betriebseinstellung abgebrochen. Für die der SMDK (Kt. AG und ZH) gehörenden Gebäude wurde im Frühling 2022 vom Gemeinderat Kölliken die Abbruchbewilligung erteilt. Offenbar will man die letzten Zeugen der Geschichte der Ziegelei mit der anschliessenden Katastrophe der Sondermülldeponie mit den bis in die heutige Zeit hineinreichenden Folgen schnellstmöglich loswerden. Eine Einsprache seitens Heimatschutz blockiert zurzeit aber noch dieses frevelhafte Ansinnen. 

 

 

Originalbild anzeigen BEB / 28.11.2022


Kölliken-Oberdorf, ehemalige Ziegelei, Hofstrasse
Beim Abbruch der in das Nebengebäude hineinführenden 2-gleisigen Seilzugstrecke wurden die Träger und die damit verbundenen Schienen bündig zur Fassade abgetrennt und erinnern so noch heute an die Zeit als da Kipploren selbständig ein und aus fuhren. Gut zu sehen das für die Seilzuganlage verwendete, für Feldbahnen doch massive Schienenprofil. Offenbar wurde aber nach der Stilllegung des Grubenbetriebs aus nicht mehr bekannten Gründen auf ein Gleis der ehemaligen Seilzugstrecke noch ein Feldbahngleis mit leichtem Schienenprofil aufgelegt. Möglicherweise nur zur Verbindung zum damals noch vorhandenen Nachbargebäude, welches ja einst von der Seilzugstrecke durchfahren wurde (siehe vorgängige Bilder von 1961/1964). Im kleinen Bild links ist dieser Zustand mit den auf einer Betonschwelle befestigten Schienen aus der Zeit einer Nachnutzung an der Fassade auch eingefroren worden. 

 

 

Originalbild anzeigen BEB / 21.10.2013


Buchs/Aarau
Bei der Räumung der verbliebenen Ziegeleigebäude kam auch noch eine der sehr besonderen Kipploren mit der Einrichtung für Seilbetrieb zum Vorschein. Über 25 Jahre nach der Einstellung des Betriebs hätte man eigentlich annehmen dürfen, dass man sich des industriekulturellen Wertes bewusst sein würde. Leider weit gefehlt, landete die heute äusserst seltene Kipplore achtlos auf dem Haufen eines Schrotthändlers. Diese Ignoranz gegenüber letzten Zeugen der für unsere Gesellschaft bedeutungsvollen Industrialisierung ist immer wieder erschreckend, obwohl es ja sogar von der Öffentlichkeit finanzierte Museen mit dafür angestellten Kuratoren gibt. So war es für mich erstmal ein Gebot der Stunde die Kipplore zu erwerben und zu sichern, nachdem ich diesbezüglich einen Tipp bekommen habe. Dies war allein schon ein Glücksfall, ist der Schrotthaufen nicht öffentlich einsehbar, dazu dulden Schrotthändler aus unterschiedlichen Gründen heute meist keine Fremdpersonen mehr auf ihrem Areal und machen deshalb oft auch keine Privatverkäufe.

 

 

Originalbild anzeigen BEB / 6.1961 / 21.10.2013


links: Kölliken / rechts: Gränichen
Da es keine Angaben zum "Fundort" mehr gegeben hatte, begann die Suche nach dem einstigen Einsatzort dieser so überraschend im Jahre 2013 aufgetauchten Kipplore. Das Sammelgebiet der Schrottfirma schränkte das Suchgebiet etwas ein. Bald einmal rückten die Keller Ziegeleien in den näheren Fokus. Weitere am Jura tätige Betriebe (Kalk, Bergwerke) besassen teilweise auch seilbetriebene Anlagen, jedoch in abweichender technischer Ausführung. Der Durchbruch gelang als mir mein Kollege Heinz Bircher das vorher gezeigte Bild von 1961 übergab, welches sich unabhängig von anderen Aufnahmen auf einem Negativstreifen befand. Sowohl bezüglich Spurweite, Seilsytem als auch konstruktiv bis zur letzten Niete gibt es eine 100-prozentige Übereinstimmung. Erst später wurde bekannt, dass zur Zeit des Auffindens das Ofengebäude in Kölliken komplett ausgeräumt wurde. So kann der ehemalige Einsatz der Kipplore bei den Keller Ziegeleien in Kölliken als vollständig gesichert gelten. 
Noch am Tag der Entdeckung beim Schrotthändler konnte abends der Transport zu meinem Werkplatz in Gränichen organisiert werden. Seit von da die Fahrzeuge der Bözenegg-Eriwis Bahn in ihre neue Heimat überstellt wurden, gab es hier erstmal Platz für eine Einlagerung.

 

 

Originalbild anzeigen BEB / 21.10.2013


Gränichen
Das Seil wurde an der Endstelle der Seilzugstrecke etwas angehoben und in die Aufnahmekulisse hochgedrückt. Die dahinter befindliche Klemmzange wurde mit dem im Hintergrund sichtbaren Wurfhebel aktiviert und klemmte die Kipplore ans Seil. Der Wurfhebel befindet sich in der Stellung der aktivierten Klemmzange. Der gesamte Klemmmechanismus befindet sich über der Schienenoberkante, wurden doch die Kipploren für Seilbetrieb mit Lokomotiven in Zügen über normale Feldbahnstrecken mit Weichen zur/von der Seilzugstrecke gefahren. 

 

 

Originalbild anzeigen BEB / 21.10.2013


Gränichen
Noch am Abend des Transports vom Schrotthändler wurde die Kippmulde wieder in das besondere Untergestell eingefügt, um eine Aufnahme der technischen Rarität zu machen. Einen Einsatz in der Bözenegg schied bedingt durch unterschiedliche Spurweiten aus. Obwohl es in der Eriwis einst auch einen seilbetriebenen nur mit Schwerkraft funktionierenden Bremsberg gab, hatte die in Kölliken verwendete Technik mit umlaufenden, extern angetriebenen Seil absolut nichts gemeinsam mit dem einstigen Bremsberg in der Grube Eriwis. Die Anlage in Kölliken besass technisch eine gewisse Verwandtschaft mit den Cable Cars in San Francisco. So wäre auch eine mögliche Aufstellung als Denkmal in der Bözenegg völlig sinnfrei gewesen. Daher blieb die Kipplore erstmal für die nächsten 5 Jahre eingestellt. Einen ersten Anlauf für einen längerfristigen Erhalt machte ich mit einem netten Angebot an die Gemeinde Kölliken zur Verwendung in einem Dorfmuseum. Immerhin war die Ziegelei und die daraus entstandene Geschichte der Sondermülldeponie für Kölliken doch bedeutsam. Leider erhielt ich aber nie auch nur eine Antwort. So war es auch keine wirkliche Überraschung, als im Frühjahr 2022 der Gemeinderat dem Abbruch des historischen Ziegeleigebäudes zustimmte. 

 

 

Originalbild anzeigen Foto: Urs Meyer / 19.4.2018


Sisseln
Als Retter in der Not anerbot sich ein Lokomotivführer mit der Kipplore und anderen Eisenbahnutensilien ein gepflegtes Denkmal einzurichten. Das auf privaten Grundstück aufgebaute hübsche Arrangement ist da von einem öffentlichen Weg aus gut einsehbar.

 

 

Originalbild anzeigen BEB / 12.6.2005


Herznach, Eisenbergwerk, Museums-Feldbahn Spurweite 50cm
Die einzige in Kölliken eingesetzte Diesellokomotive wurde von O&K (Orenstein&Koppel) Typ RL1a  Fabr.Nr. 4003 Bj.1930 gebaut und gelangte über die eigenständige O&K Vertretung MBA (Maschinen und Bahnbedarf Aktiengesellschaft Dübendorf/Zürich) zu den Keller Ziegeleien in die Schweiz. So besitzt die Lok auch ein Schild mit dem typischen O&K Rautensymbol jedoch mit den Buchstaben MBA statt O&K. Dieser robuste Lokomotivtyp mit dem 1-Zylindermotor war in der Schweiz und besonders auch bei den Keller Ziegeleien weit verbreitet. Nach der Stilllegung des aktiven Ziegeleibetriebes im Jahre 1976 wurde die wohl zeitlebens in Kölliken eingesetzte Lok als Denkmal in Frick beim da noch betriebenen Werk der Keller Ziegeleien aufgestellt. Seit 1995 ist die Lok auf der im Umfeld des ehemaligen Eisenbergwerks in Herznach wieder aufgebauten Feldbahn (bis 2010 mit 50cm Spurweite) in Betrieb. Wie an den weit aussen von den Radscheiben entfernten Achslagern zu erkennen, waren diese O&K Lokomotiven für sehr einfachen Umbau auf grössere Spurweiten konstruiert. Ein Vorteil, der im Jahre 2010 bei der Umspurung der Feldbahnanlage in Herznach von grossem Nutzen war. So ist die Lok da bis zum heutigen Tage (2022) einsatzbereit. 

 

 

Originalbild anzeigen BEB / 12.6.2005


Herznach, Eisenbergwerk, Museums-Feldbahn Spurweite 50cm
In Kölliken wurde die Feldbahn mit der etwas weniger verbreiteten, eher bei Bergwerken üblichen "schmalen" Feldbahnspur von 50cm gebaut. So konnte für den Einsatz der wieder aufgebauten Feldbahn im Umfeld des Bergwerkes von Herznach die Lokomotive aus Kölliken sogar in ihrer ursprünglichen Spurweite eingesetzt werden. Da es jedoch nur noch sehr wenig erhaltenes und greifbares Feldbahnmaterial in dieser Spurweite gibt, entschied man sich in Herznach im Jahre 2010, die ganze Feldbahnanlage auf die einst gebräuchlichere Feldbahnspur von 60cm umzubauen. Die Umspurung war für die da vorhandenen drei O&K Lokomotiven problemlos möglich, so auch für die RL1a Lok 4003 aus Kölliken.

 

 

Originalbild anzeigen Foto: Hanspeter Teutschmann / 1.7.2007


Bussnang, Werkareal Firma Stadler 
Die etwas kuriose normalspurige Lokomotive dient beim mittlerweile weltbekannten Hersteller von Schienenfahrzeugen werksintern zum Verschub von im Bau befindlichen Fahrzeugen. Weniger bekannt ist die Tatsache, dass die heutige für Schienenfahrzeuge weltweit führende Firma aus einer kleinen mechanischen Werkstätte in Bussnang entstand, welche ab den frühen 40er Jahren begann auch Akku-Feldbahnlokomotiven zu bauen, bzw. umzubauen. 1948 mit den Fabrik.Nr. 25/26 folgten dann zwei 50cm spurige Akku-Lokomotiven für die Ziegelei Keller wovon die Nr.25 zur Ziegelei in Kölliken gelangte. Nach der Schliessung der Ziegelei 1976 kaufte Stadler die beiden 1948 gebauten, 50cm spurigen Feldbahnlokomotiven erstaunlicherweise zurück, um daraus im Jahre 1981 die gezeigte Verschublokomotive (Fabr.Nr. 155) zu bauen. Neben technischen Komponenten könnte möglicherweise der ungewöhnlich schmale Vorbau für die Akkumulatoren noch von einer der beiden Feldbahnlokomotiven stammen. So haben wohl in dieser Verschublokomotive mindestens Komponenten auch der einst in Kölliken eingesetzten Akku-Feldbahnlokomotive überlebt. Das Bild entstand anlässlich einer Veranstaltung "Tag der offenen Tür" und wurde freundlicherweise von einem damaligen Besucher zur Publikation hier zur Verfügung gestellt.

 

 


 

 

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