Standort auf Karte: Fribourg:  Verkehrskarte (Bahnen) von openstreetmap.org

Fribourg ist eine zweisprachige Stadt am Fluss Saane welcher die historische Sprachgrenze zwischen der Deutsch- und Welsch-Schweiz bildet. Da die Altstadt und der SBB Bahnhof im französisch sprechenden Teil liegt wird aber meist auch in der Deutschschweiz Fribourg und nicht Freiburg verwendet. Damit können auch gleich Verwechslungen mit dem deutschen Freiburg (im Breisgau) vermieden werden. Die Nähe der beiden Sprachen zueinander führt auch zu einem hübschen lokalen Dialekt, dazu sind den meisten Leuten da sowieso beide Sprachen von klein an geläufig.
Fribourg ist dazu aber auch Hauptstadt des gleichnamigen Kantons. Und genau deshalb halten hier nicht nur Schnellzüge, sondern es gehörte sich natürlich, dass zum Bahnhof auch eine grossstädtische Strassenbahn zu fahren hatte. So nahm dann 1897 die meterspurige "Tramways de Fribourg" ihren Betrieb auf, gleich zu Beginn elektrisch betrieben.
Als Starterset gab es vier 2-achsige Triebwagen von Rathgeber in München welche von SAAS elektrisch komplettiert wurden. Der Betrieb lief gut an, sodass im Jahre 1900 die Triebwagen 5 und 6 von SWS/SAAS und 1904 die Triebwagen 7 und 8 dazu kamen. Letztere wiederum von Rathgeber/SAAS.
Trotzdem eher bescheidenen Streckennetz, dass mit 6,7km 1936 sein Maximum erreichte, gab es mehrere Linien welche jeweils kurze Seitenäste bedienten. So gab es natürlich auch eine Strecke über die Saane in den deutschsprachigen Stadtteil Schönberg. 1913 wurden dann gleich nochmals 5 moderne 2-achsige "Grossraumtriebwagen" beschafft. Damit konnten 45 Passagiere befördert werden, 18 davon auf Sitzbänken. Wie es sich später herausstellte, war dies aber die letzte Rollmaterialbeschaffung im Leben der kleinen Trambahn. Beiwagen, abgesehen von einem kleinen Güterwagen welcher auch als Schneepflug verwendet wurde, gab es nie. Trotzdem besassen alle Triebwagen auch einfache Trompeten-Kupplungen.
Neben kleinen Streckenerweiterungen wurde aber auch noch ein Teil der bis zuletzt betriebenen Strecke auf Doppelspur umgebaut. So versah die Bahn auf den recht steilen Strecken in die Altstadt ihren Dienst klaglos, von ernsthaften Unfällen ist nichts bekannt. Wie andernorts ja auch wandelte sich der Zeitgeist nach dem WK2 aber leider zuungunsten von diesem altbewährten und soliden Transportmittel. Nachdem schon grössere Städte wie das nahe Lausanne im Hinblick auf die Landesausstellung Expo64 und der da bejubelten neuen (Auto-)mobilität sein erst neulich noch modernisiertes Tramnetz liquidierte, konnte natürlich auch Fribourg nicht abseitsstehen, erst Recht nicht da der eingesetzte Fahrzeugpark nach über 50 Einsatzjahren (die neuesten Triebwagen) wieder einmal Investitionen benötigt hätte.
So kam das Ende am 31.3.1965. Als Ersatz kam die "gleislose Bahn" in der Schweiz auch unter Trolleybus bekannt. Die Umstellung gestaltete sich eher einfach, da auch die Strassenbahn ja noch mit einer Trolleystange fuhr. So konnte auf einigen Abschnitten gleich die neu erstellte Trolleybusfahrleitung benutzt werden. War der Stromabnehmer an den falschen Draht gesetzt, ging einfach nichts.
Am letzten Betriebstag wurde die Bahn feierlich mit Musik und geschmückten Fahrzeugen verabschiedet. Da der Fahrzeugpark ja teilweise schon aus damaliger Sicht antik und noch aus dem letzten Jahrhundert war, blieben erstaunlich viele Fahrzeuge im Hinblick auf eine mögliche museale Verwendung erhalten. Wesentlich hat in Fribourg dazu beigetragen, dass es offenbar wie damals vielerorts geschehen niemand gab, der in sektiererischer Hektik diesen "alten Gerümpel" möglichst rasch beseitigen wollte. So konnten einige Triebwagen noch längere Zeit neben dem Depot unter einem Vordach verbleiben.
Auch wenn es dann leider sogar Jahrzehnte später teilweise doch noch zu Verschrottungen von beiseite gestellten Fahrzeugen kam, sind heute Triebwagen 1 und 9 wieder in Fribourg in der Obhut des dortigen Tramclubs CTF. Triebwagen 9 konnte in schlechtem Zustand aus Frankreich zurückgeholt werden und bedarf einer sehr grossen Revision. Der stets in der Schweiz verbliebene baugleiche Triebwagen 10 war aber in noch schlechterem und nicht mehr vollständigem Zustand, sodass er nur noch als Ersatzteilspender für den Tw 9 dienen konnte.
Triebwagen 5, mittlerweile auch im Besitz von CTF, befindet sich bei der Vereinigung Amitram in Lille (F) welche da zwischen Marquette lez Lille und Wambrechies eine gepflegte Museumslinie betreibt.
Triebwagen 7 gelangte betriebsfähig zur nahen Museumsbahn Blonay-Chamby. Der Triebwagen 4 verschlug es nach Detroit wo er für ein paar Jahre auf einer innerstädtischen "Museumsbahn" den Niedergang und die Verwahrlosung vom Zentrum dieser einstigen "Motorcity" aufhalten sollte. Nach Abbruch der Bahn kam der danach Jahre abgestellte Wagen mit anderen Fahrzeugen noch in eine Auktion. Schicksal und Verbleib unbekannt.
Aber allein mit den Triebwagen 1,5,7,9 ist von jeder gelieferten Serie ein Fahrzeug erhalten geblieben. Eine bemerkenswerte Tatsache für so einen kleinen Betrieb. 

Wie schon so oft übergab mir Heinz Bircher wieder einmal ein paar Negative zur Durchsicht, sie seien aber "nur" schwarz/weiss. Wie sich herausstellte wurden die Bilder aus Fribourg am 29.3.1965 aufgenommen, dem vorletzten vollen Betriebstag der "Tramways de Fribourg". So sind doch auch diese Bilder besondere Zeitdokumente welche vielleicht dem ein oder anderen noch etwas Freude bereiten.

 

 


 

Liniennetz im Zustand von 1.5.1958 - 31.3.1965
Linie 2/3 Pérolles - Gare - Cimetière  (Liniennummer je nach Fahrtrichtung)
Das Liniensignal T stand für Wagen nur nach dem Place du Tilleul 
Gestrichelte Linien: stillgelegt 1951 (Linie 1,4) und 1958 (Linie 5) 

 



 
Originalbild anzeigen Grafik BEB

 

 


 

Originalbild anzeigen Foto: Heinz Bircher / 29.3.1965


Fribourg, Bahnhof SBB/CFF
Im Vordergrund die ehemalige Abzweigung der Linie 4 nach Vignettaz. (Stillgelegt 1.7.1951). 
Ce2/2 10 (Serie 9-13) Bj.1913 SIG/SAAS, 30km/h, 2x50PS, 11.8t, LüP 9.2m, 45Pl./18Sitzpl.
Nach Stilllegung auf Spielplatz (ohne elektrische Ausrüstung).
1992 durch Tramclub Fribourg zur Restauration geborgen. Nach Erhalt vom besser erhaltenen Ce2/2 9 2010 abgebrochen. Ersatzteile für Restauration vom Ce2/2 9.
Bei der Rückfahrt auf dem rechten Gleis wird der Trolley-Stromabnehmer des Triebwagens an eine Phase der Trolleybus-Fahrleitung gelegt. 

 

 

Originalbild anzeigen Foto: Heinz Bircher / 29.3.1965


Fribourg, Boulevard des Pérolles / Rue des Charmettes 
Ce2/2 10 (Serie 9-13) Bj.1913 SIG/SAAS, 30km/h, 2x50PS, 11.8t, LüP 9.2m, 45Pl./18Sitzpl.
Nach Stilllegung auf Spielplatz (ohne elektrische Ausrüstung).
1992 durch Tramclub Fribourg zur Restauration geborgen. Nach Erhalt vom besser erhaltenen Ce2/2 9 2010 abgebrochen. Ersatzteile für Restauration vom Ce2/2 9.

 

 



 
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Fribourg, Rue de Lausanne / Ralle de la Tete Noir 
Ce2/2 12 (Serie 9-13) Bj.1913 SIG/SAAS, 30km/h, 2x50PS, 11.8t, LüP 9.2m, 45Pl./18Sitzpl.
Nach Stilllegung verschrottet.

 

 

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Fribourg, Bahnhof SBB/CFF 
Ce2/2 12 (Serie 9-13) Bj.1913 SIG/SAAS, 30km/h, 2x50PS, 11.8t, LüP 9.2m, 45Pl./18Sitzpl.
Nach Stilllegung verschrottet.

 

 

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Fribourg, Bahnhof SBB/CFF 
Ce2/2 13 (Serie 9-13) Bj.1913 SIG/SAAS, 30km/h, 2x50PS, 11.8t, LüP 9.2m, 45Pl./18Sitzpl.
Nach Stilllegung verschrottet. 

 

 

Originalbild anzeigen Foto: Heinz Bircher / 29.3.1965


Fribourg, Boulevard de Pérolles
Ähnlich wie in Lausanne wurden die Liniennummern je nach Fahrtrichtung benutzt. Die Linie 2 fuhr Richtung Pèrolles, die Linie 3 umgekehrt Richtung Cimetiére.
Ce2/2 11,10 (Serie 9-13) Bj.1913 SIG/SAAS, 30km/h, 2x50PS, 11.8t, LüP 9.2m, 45Pl./18Sitzpl.
Ce2/2 10: verschrottet 2010 (Ersatzteilspender für Ce2/2 9)
Ce2/2 11: verschrottet 1970.

 

 

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Fribourg, Rue de Lausanne unweit vom Place Tilleul
Ce2/2 10 (Serie 9-13) Bj.1913 SIG/SAAS, 30km/h, 2x50PS, 11.8t, LüP 9.2m, 45Pl./18Sitzpl.
Nach Stilllegung auf Spielplatz (ohne elektrische Ausrüstung).
1992 durch Tramclub Fribourg zur Restauration geborgen. Nach Erhalt vom besser erhaltenen Ce2/2 9 2010 abgebrochen. Ersatzteile für Revision vom Ce2/2 9.

 

 

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Fribourg, Boulevard de Pérolles bei der Haltestelle Charmettes
Ce2/2 9 (Serie 9-13) Bj.1913 SIG/SAAS, 30km/h, 2x50PS, 11.8t, LüP 9.2m, 45Pl./18Sitzpl.
Nach Stilllegung nach Frankreich, gelagert an mehreren Orten für mögliche Museumsprojekte.
2008 durch Tramclub Fribourg gekauft und zur Revision/Rekonstruktion zurückgeholt. Revision auch mit Teilen vom abgebrochenen Ce2/2 10.

 

 



 
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Fribourg, Rue de Lausanne / Ralle de la Tete Noir
Ce2/2 12 (Serie 9-13) Bj.1913 SIG/SAAS, 30km/h, 2x50PS, 11.8t, LüP 9.2m, 45Pl./18Sitzpl.
Nach Stilllegung verschrottet.

 

 

Originalbild anzeigen Foto: Heinz Bircher / 29.3.1965


Fribourg, Place du Tilleul
Bald ganz ohne Fahrleitungskreuzungen mehr fürs Tram. Justierarbeiten an der Trolleybusfahrleitung.

 

 

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Fribourg, Place du Tilleul 
Linie 4 wurde 1951 auf Trolleybusbetrieb umgestellt. Zwischen den Fahrzeugen liegen 50 Jahre Unterschied. Mit modernen Drehgestell Zweirichtungs-Tramwagen wie damals nach Neuchâtel geliefert, wäre die Geschichte wohl anders ausgegangen. Nur die Chance gab es für Fribourg wie für viele andere mittelgrosse Städte nie. Es war nicht die Zeit dazu.
Ce2/2 9 (Serie 9-13) Bj.1913 SIG/SAAS, 30km/h, 2x50PS, 11.8t, LüP 9.2m, 45Pl./18Sitzpl.
Nach Stilllegung nach Frankreich, gelagert an mehreren Orten für mögliche Museumsprojekte.
2008 durch Tramclub Fribourg gekauft und zur Rekonstruktion zurückgeholt. Revision auch mit Teilen vom abgebrochenen Ce2/2 10.

 

 

Originalbild anzeigen Foto: Heinz Bircher / 29.3.1965


Fribourg Pérolles, Dépôt des Charmettes
Ce2/2 9 (Serie 9-13) Bj.1913 SIG/SAAS, 30km/h, 2x50PS, 11.8t, LüP 9.2m, 45Pl./18Sitzpl.
Nach Stilllegung nach Frankreich, gelagert an mehreren Orten für mögliche Museumsprojekte. 2008 durch Tramclub Fribourg gekauft und zur Rekonstruktion zurückgeholt. Revision auch mit Teilen vom abgebrochenen Ce2/2 10.

 

 

Originalbild anzeigen Foto: Heinz Bircher / 29.3.1965


Fribourg Pérolles, Dépôt des Charmettes 
Liniensignal T wurde für Wagen zum zentralen Place du Tilleul eingesetzt.
Ce2/2 1 Bj.1897 Rathgeber München / SAAS nach Stilllegung an Museum l'AMTUIR in Paris
2014 durch Tramclub Fribourg zurückgeholt.
Im Vordergrund der einzige TF Beiwagen, ein offener Güterwagen mit anbaubarem Schneepflug. Die Kupplungen an den Triebwagen waren nur für diesen einen Güterwagen oder zum Abschleppen eines defekten Triebwagens.

 

 



 
Originalbild anzeigen Foto: Heinz Bircher / 29.3.1965


Fribourg Pérolles, Dépôt des Charmettes 
Ce2/2 1 Bj.1897 Rathgeber München / SAAS nach Stilllegung an Museum l'AMTUIR in Paris
2014 durch Tramclub Fribourg zurückgeholt. 

 

 

Originalbild anzeigen Foto: Heinz Bircher / 29.3.1965


Fribourg Pérolles, Dépôt des Charmettes 
Die Glückspilze. Alle abgebildeten Triebwagen konnten museal erhalten werden:
Ce2/2 1 Bj.1897 Rathgeber/SAAS (Tramclub Fribourg CTF)
Ce2/2 5 Bj.1900 SWS/SAAS (AMITRAM, Lille, Eigentum CTF)
Ce2/2 7 Bj.1904 Rathgeber/SAAS (Blonay - Chamby) 

 

 


 

 

Externer Link auf die interessante Seite vom "Club du Tramway de Fribourg" (CTF)

Tramclub Fribourg

 

 


 

 

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