BEB / Bözenegg Eriwis Bahn - Norrköpings Spårvägar - Die Strassenbahn in den 80er Jahren

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Standort auf Karte: Norrköping: Verkehrskarte (Bahnen) von openstreetmap.org

Update 16.9.2021: 2 Bilder von M51 56 (Kapitel: Historische Fahrzeuge)

Norrköping ist eine Stadt in der schwedischen Provinz Östergötland und liegt ca. 150km südlich von Stockholm entfernt an der Ostseeküste. Die Stadt bekam vor allem zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine grosse Bedeutung als Standort der Textilindustrie. Durch die Stadt fliesst der Fluss Motala, welcher allein auf Stadtgebiet ein Gefälle von 22m aufweist. Ideale Voraussetzungen für eine früh einsetzende Industrialisierung zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die einseitige Abhängigkeit von der Textilbranche führte dann allerdings in den 50er Jahren als die Textil-Konkurrenz aus Fernost immer grösser wurde zu einer grossen Krise für die ganze Stadt. Um die grassierende Arbeitslosigkeit etwas zu mindern wurden in diesen Jahren viele staatliche Behörden und Schulen nach Norrköping verlegt. Heute liegt die Einwohnerzahl bei ca. 90'000.
Seit 1866 wurde Norrköping an das Eisenbahnnetz angeschlossen. Um das Jahr 1900 gab es an den Rändern des damaligen Stadtgebietes 3 Bahnhöfe von unabhängigen Eisenbahnlinien in Normal- wie auch Schmalspur. Diese Besonderheit rief geradezu nach einem modernen und leistungsfähigen Transportmittel um die Reisenden zwischen diesen Bahnhöfen befördern zu können.
So konnte am 10.3.1904 die erste elektrisch betriebene Strassenbahn mit dem noch heute museal erhaltenen Triebwagen 1 auf Normalspurgleisen ihren Betrieb aufnehmen. Durch Erweiterungen wurden so schon bald die Bahnhöfe wie auch das Stadtgebiet und die wichtigsten Fabrikationsorte mit der Strassenbahn verbunden. Ab 1914 gelangte die Bahn in den bis heute bestehenden kommunalen Besitz. Daran änderte sich auch nichts als in Schweden um das Jahr 2000 eine Privatisierung des öffentlichen Verkehrs durchgeführt wurde. Vorausschauend behielt die Stadt die ganze Infrastruktur und sogar die Fahrzeuge in ihrem Besitz. Nur die Betriebsführung wurde an die französische Connex/Veolia Gruppe, mittlerweile Transdev übergeben.
1926 wurde das Liniennetz neu gruppiert. Das war auch die Geburtsstunde der Ringlinie 1 welche die Centralstation (der spätere Hauptbahnhof) mit dem Bahnhof "Östra station" verband. Die Ringlinie wurde 1958 eingestellt, heute wird das Liniensignal 1 für die Stadtrundfahrten in den Sommermonaten benutzt.
Die Stichstrecke zum Bahnhof "Västra station" im Stadtteil Kneippen wurde 1926 als Linie 2 beschildert. Durch Erweiterung kam 1931die Linie 3 dazu. Eine Linie 4 nahm 1957 ihren Betrieb auf. Bis auf ein kurzes Stück wurde die Linie 4 aber 1966 in die verlängerte Linie 2 integriert.
Durch die zunehmende Motorisierung und die nach dem Weltkrieg einsetzenden Träume nach autogerechten Städten kamen vor allem Strassenbahnen allerorten in existenzielle Krisen. In Schweden kam noch die am 3.9.1967 erfolgte Umstellung auf Rechtsverkehr dazu. Der Aufwand für den Umbau an Gleisanlagen wie auch bei den damals bereits üblichen Einrichtungsfahrzeugen mit Türen nur auf einer Seite war enorm. So wurde die Gelegenheit nur zu gerne genutzt sich von der "altmodischen" Strassenbahn zu trennen. So liquidierte selbst Stockholm sein einst riesiges und gut ausgebautes Netz bis auf 2 Aussenlinien. Es gilt daher als Wunder und weise Voraussicht, dass eine vergleichsweise kleine Stadt wie Norrköping diesem allgemeinen Trend nicht folgte.
So wurden zu diesem Tag "H" (höger=rechts) gleich 25 fabrikneue, moderne Triebwagen mit Pedalsteuerung von ASJ/ASEA der Serie M67 beschafft. Obwohl für den Betrieb der beiden Linien damit gut dotiert, wurden nach der Umstellung die noch keine 10Jahre alten Linksverkehr-Wagen von Hägglund (Typ M58) beim Hersteller auch noch auf Rechtsverkehr umgebaut.
Ein Unikum blieb aber ein zweiachsiger Triebwagen vom Typ M51 mit modernem Aufbau auch mit Türen nur auf der linken Seite. Ohne wesentlichen Umbau wurde der Linksverkehr-Triebwagen als Arbeitstriebwagen (105) im Rechtsverkehr eingesetzt. Anlässlich dem 90 Jahre Jubiläum der "Norrköpings Spårväger" wurde der Wagen wieder museal als Personentriebwagen 56 rekonstruiert wobei ihm die originalen Türen nur auf der linken Seite als reiner Linksverkehr-Triebwagen belassen wurden. Bei Sonderfahrten mit Publikum im Rechtsverkehr sind daher gewisse Vorsichtsmassnahmen nötig da ein Ein-/Ausstieg nur direkt aufs Gegengleis möglich ist.
1975 erfolgte eine Streckenverlängerung der Linie 3 von Folkets Park nach Klockaretorpet. Obwohl auf vollständig eigenem Trassee erstellt, wurden die Geleise mit Tramschienen auf einer nicht öffentlichen Strasse für einen später möglichen Busbetrieb erstellt. So war man sich über die Zukunft der Strassenbahn bereits wieder etwas unsicher. Erst nach 1992 begann man im Rahmen von Unterhaltsarbeiten den Strassenbelag endgültig zu entfernen und Geleise mit einem Schotterbett einzubauen.
Meine Besuche in Norrköping fanden Ende der 80er Jahre statt als die bewährten aber noch immer fast im Lieferzustand befindlichen M67 Triebwagen langsam an ihr Einsatzende kamen. So wurde in dieser Zeit auch die Zukunft der Strassenbahn wieder einmal infrage gestellt. 1992 vielen dann aber die politischen Grundsatzentscheide zur Beibehaltung und dem weiteren Ausbau der Strassenbahn. Als Folge davon kamen vorerst gebrauchte und für die Bedürfnisse von Norrköping umgebaute Gelenkwagen mit Niederfluranteil aus Deutschland zum Einsatz. Zusätzlich wurden einige der M67 Triebwagen modernisiert und als M67B bzw. M67K bezeichnet. Mit den 2006 und 2011 erfolgten Verlängerungen der Linie 2 nach Hageby und Kvarnberget wurden auch neue, vollständig niederflurige Gelenkwagen vom Typ "Flexity" von Bombardier beschafft. Weitere Streckenerweiterungen sind in der Gegend von Klingsberg geplant.

Bei meinem Besuch von 1986 hatte ich das Glück zwei da angestellte und ausgewiesene Kenner der Strassenbahnen in Schweden kennenzulernen welche mir mit ihrem auf Testfahrt befindlichen Triebwagen zufällig "vor die Linse" gefahren kamen. Ein Halt mitten auf der Strasse und ein freundliches Zuwinken bei einer geöffneten Türe war der Beginn einer Gastfreundschaft welche stets in allerbester Erinnerung bleibt. So auch nach Jahren einfach ein Dankeschön an Willy und Alexander. Das daraus später sogar mal noch Fahrstunden mit einem M67 Triebwagen wurden, ist im letzten Kapitel "EJ I TRAFIK" erwähnt.

Betrieb	Eigentümer: Norrköpings kommunala affärsverk Betreiber: Norrköpings Spårvägar (heute: Transdev/ex.Veolia/Connex) Verkehrsverbund: ÖstgötaTrafiken
Spurweite	1435mm (Normalspur)

Typ	M67 (Bo'Bo')
Serie	131-155 (25 Stk.)
Baujahr	1966-67
Hersteller	ASJ (AB Svenska Järnvägersverkstäderna, Linköping) ASEA (Allmänna Svenska Elektriska Aktiebolaget, Västerås)
Motoren	4x ASEA/LJB 23-1, 4x 30kW, 2080-4600 U/min
Kontroller	Pedalsteuerung, Kontroller CBK 54B
Länge (LüP)	12250 mm
Breite	2360 mm
Drehgestell/abstand	1800mm / 5500 mm
Geschwindigkeit	vmax. 60km/h
Gewicht	13.2t (Tara)
Plätze	28 Sitz-/62Steh-Plätze (Total 90)

Wagennr.	Einsatz bis	Verbleib
131	1998	Norrköping, Theaterwagen blau/w, ab 2004 wieder orange/weiss
143	2002	Mannaminne, Freilichtmuseum, Freiluftaufstellung
144	2001	Norrköping Trammuseum, Museumswagen im Anlieferzustand
148	1997	Norrköping Trammuseum, Blickfang vor Museum, ohne Elektrik
150	2000	Malmköping Trammuseum/Museumsbahn, erhalten als Wagen 50
152	2003	Norrköping Trammuseum, 1998 Umbau zu M67B 92 (modernisiert)

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Norrköpings Spårvägar - Die Strassenbahn in den 80er Jahren