BEB / Bözenegg Eriwis Bahn - Nordseeinsel Juist - Die ehemalige Inselbahn ins Wattenmeer

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Standort auf Karte: Juist: Verkehrskarte (Bahnen) von openstreetmap.org

Die in Ostfriesland gelegene Nordseeinsel Juist war ein Schmuckstück mit einem ganz besonderen Juwel, die weit ins Wattenmeer zum entfernt gelegenen Schiffsanleger hinaus führende Inselbahn. Wo sonst konnte man mit einem Zug auf einer hölzernen, meist nur gerade knapp über, gelegentlich bei Flut auch vollständig unter der Wasserlinie liegenden Pfahljochstrecke ins Meer hinaus fahren - was für eine aussergewöhnliche Ankunft auf einer Ferieninsel. Die Bahn hätte heute sicher das touristische Potenzial wie die Cable Cars in San Francisco gehabt.
Inselbahnen mit Verbindungen zum im Wattenmeer gelegenen Schiffsanleger gab und gibt es noch auf einigen Nordseeinseln. Einige der Nordseeinseln sind wie damals Juist bis heute durch die Untiefen des Wattenmeers nur tideabhängig, d.h. bei Flut mit täglich wechselndem Schiffsfahrplan zu erreichen. Keine der Inseln besass aber eine derart lange, weit ins Meer hinausreichende Inselbahn wie Juist. Die heute noch existierenden Inselbahnen auf Borkum, Langeoog und Wangerooge besitzen keine Pfahljochstrecken mehr und stellen die Verbindung von der gleichnamigen Ortschaft zum tidenunabhängig ausgebauten Hafen dar.
So hat mich diese aussergewöhnliche Bahn fernab meiner Heimat in den Bergen schon als Jugendlicher fasziniert. Das Meer, das flache Land mit Weiten die ich so von zu Hause nicht kannte und eben diese Bahn, alles stimmte für einen schönen, besonderen Urlaub zusammen.
So ging dann eben auch meine erste grosse Reise alleine mit dem Zug im Sommer 1980 genau dahin. Das Internet gab es noch nicht und so erfuhr ich dann erst bei meinem Besuch in diesem Sommer, dass dieses hübsche Ensemble durch den Bau eines ortsnahen Hafens im März 1982 ein Ende haben wird. Da Ferien im März nicht möglich waren, entschloss ich mich für einen nochmaligen Abschiedsbesuch im Dezember 1981. Vielleicht etwas ungewöhnlich auf einer vor allem im Sommer aktiven Feriendestination. So konnte man die Anzahl Gäste tatsächlich auch fast an einer Hand abzählen.
Wie immer auf den Nordseeinseln kann sich das Wetter mehrfach am Tag in kurzer Folge verändern. So war da sogar auch ein veritabler Schneesturm mit dabei der die für die Adventszeit mit Tannenzweigen geschmückten Fahrzeuge kurzfristig weiss verzuckerte. Fotostandorte im Wasser wie im Sommer waren aber zu der Zeit ohne wärmende Stiefel, die nicht im Feriengepäck waren, nur kurz möglich.
Alle Triebfahrzeuge kamen gebraucht von stillgelegten Schmalspurbahnen vom Festland auf die Insel und hatten für sich eine eigene Geschichte. Die spätere Juister Farbgebung grau mit blauen Absetzstreifen trug der erste, nach der Stilllegung von der Eckernförder Kreisbahn (EKB) gebraucht gekaufte Triebwagen. Diese originale EKB Farbgebung gefiel und wurde durch die Reederei als ihr eigenes Farbschema gewählt. So bargen Inselbahnen oft auch ein Hauch von Museum oder zumindest Erinnerungen. Während leider die uralten Beiwagen auf Juist in Unwissenheit ihrer touristischen Attraktivität von der Reederei Norden-Frisia, welche auch die Inselbahn betrieb, zeitgemäss modernisiert wurden, gab es aber da bis zuletzt zwei ganz besondere Beiwagen darunter.
Das waren die beiden ehemaligen Triebwagen der "Mittelbadische Eisenbahnen" (MEG T12 Wismar 1938 und T14 Fuchs 1953) die da ihren Motoren beraubt als Bw21 (ex.T12) und Bw18 (ex.T14) ihr Gnadenbrot als Beiwagen verdienten. Beide Triebwagen stammten vom einstigen MEG Stammnetz welches von Lahr via Kehl bis nach Offenbach reichte und kamen zu Beiwagen umgebaut 1971 auf die Inselbahn.
Leider hat es nach der Stilllegung der Inselbahn Juist auch Bw18, der in seiner Form von den MEG Wismarer Triebwagen mit Baujahr 1938 abweichende, ehemalige MEG Tw14 von Fuchs mit Baujahr 1953 trotz konkreten Rettungsversuchen nicht geschafft für die Nachwelt erhalten zu bleiben. Der jahrelange Kontakt mit Salzwasser hat den dafür nicht ausgelegten Fahrzeugen zu stark zugesetzt.
Umso überraschender ist aber sicher der weitere Werdegang vom Juister Triebwagen T4 ehemals Kreis Altenaer Eisenbahn (KAE). Nach weiteren Jahren auf kurzer Strecke in wiederum salzhaltiger Luft auf der Nordseeinsel Langeoog ist er heute wieder bestens gepflegt auf langen Strecken bei den Harzer Schmalspurbahnen (HSB) im Einsatz. Aber auch für T1 und T2 zusammen mit den Kesselwagen 25/26 hat es das Schicksal gut gemeint, sie haben eine gesicherte museale Zukunft in Plettenberg bzw. beim DEV in Bruchhausen.
Die Diesellokomotive Heinrich II (ex. Herforder Kleinbahnen) gelangte 1983 zur Montreux-Oberland Bahn (MOB) in die Schweiz.

Leider hatte ich bei meinen Besuchen in jungen Jahren noch keine "richtige" Kamera, sondern nur ein Modell Typ "Knips-o-Mat". So entsprechen die Fotos leider nicht heute üblichen Ansprüchen – bitte das zu entschuldigen.
Aber vielleicht macht ja einfach auch die Stimmung der Bilder aus früheren Tagen doch noch etwas Spass.

Betrieb:

Eröffnung: 1898 (als Pferdebahn), 4.6.1899 (Benzin/Diesel)
Stilllegung: 24.3.1982
Betreiber: Reederei Norden-Frisia
Spurweite: 1000mm
Streckenlänge: 2.8km davon Pfahljochstrecke 618m

Lageplan Inselbahn Juist:

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Nordseeinsel Juist - Die ehemalige Inselbahn ins Wattenmeer